Geburtstrauma & mögliche Therapieansätze

Veröffentlicht am: 24. Oktober 2023

Geburtstrauma – Psycho-Emotionaler Geburtsstress für Kind und Mutter – Mögliche Folgen und welche Ansätze zur Therapie gibt es

Die Schwangerschaft wird allgemein als schöne Vorbereitungszeit für das Leben mit Ihrem Ungeborenen gesehen. Doch leider kann es bei der Entbindung zu einem sogenannten Geburtstrauma kommen. Hierbei handelt es sich um ein traumatisches Ereignis, das in der Gesellschaft leider noch nicht vollständig angekommen ist und als Tabuthema behandelt wird. Doch die Entbindung und der damit einhergehende Geburtsstress können weitreichende Folgen für Sie und Ihr Neugeborenes mit sich bringen. In diesem Artikel erfahren Sie welche Anzeichen auf ein Geburtstrauma hinweisen und welche Therapieansätze Sie und Ihr Kind dabei unterstützen können.

Was ist ein Trauma?

 

Bei einem Trauma handelt es sich um eine Ausnahmesituation. Diese äußern sich in überwältigenden Ereignissen, die eine Bedrohung für das Leben und die Unversehrtheit darstellen. Dabei geht es nicht nur um das eigene Leben, sondern auch um jenes von nahestehenden Menschen. Sie sehen – die Geburt ist prädestiniert, um ein Trauma auszubilden und sollte deswegen nicht als Tabuthema gesehen werden. Diese Faktoren können einen Geburtsstress bei Ihnen und Ihrem Kind auslösen

Traumen können beim Geburtsvorgang auf unterschiedliche Weise entstehen:

  • Ärzte, Hebammen und Pflegepersonal haben einen unsensiblen Umgang mit Ihnen und Ihrem Baby.
  • Das Kind kommt zu früh zur Welt und Sie konnten sich emotional noch nicht auf dieses Ereignis vorbereiten.
  • Der Kaiserschnitt stellt eine traumatische Erfahrung, für Sie und Ihr Kind dar. Hierbei handelt es sich in den meisten Fällen um ein Akutgeschehen, das während der Schwangerschaft nicht eingeplant wurde.
  • Wenn die Geburt mittels Zange oder Saugglocke durchgeführt wird, kann dies zu massiven Ängsten bei Ihnen führen. Außerdem stellt dieser Geburtsvorgang ein traumatisches Erlebnis für Ihr Kind dar.
  • Die Geburt sollte eine angemessene Zeit dauern. Zu schnelle oder zu langsame Entbindungen können ebenfalls einen Geburtsstress mit sich bringen.
  • Geburtstraumen lassen sich nicht nur auf die Entbindung begrenzen. Traumatische Erlebnisse können sich auch nach der Geburt in Form von Blutungen, Schmerzen und der Trennung von Ihrem Baby zeigen.

Viele lassen sich vom Terminus des Geburtstraumas verführen. Selten wird bedacht, dass alle belastenden Ereignisse während der Schwangerschaft, nach und vor einer Geburt zu einem Trauma führen können.

 

Achten Sie bei sich auf diese Anzeichen:

Nicht immer zeigen sich die Folgen eines Geburtstraumas unmittelbar nach der Entbindung. Menschen sind gut darin, negative Erfahrungen zu verdrängen, sodass die Symptome erst nach Monaten spürbar werden:

  • Erhöhte Alarmbereitschaft, die auch Ihren Schlafrhythmus beeinträchtigen kann.
  • Sie verlieren den Bezug zu Ihrem Körper, Ihren Emotionen und Ihrer Umwelt.
  • Angst, Panik und depressive Zustände nehmen überhand.
  • Es kann zu sogenannten Flashbacks kommen, bei denen Sie das traumatische Erlebnis immer wieder durchleben.
  • Psychosomatische Beschwerden, die keine körperliche Ursache haben, können sich Monate nach der Geburt zeigen.
  • Es kann zu einem Abfall der Leistung und Konzentration kommen.

Auch Ihr Baby kann Symptome ausbilden:

Traumatische Ereignisse bei der Geburt gehen auch bei Ihrem Baby nicht spurlos vorüber. Bei Situationen, in denen Ihr Kind an den Vorgang der Geburt erinnert wird, zeigen sich Symptome. Diese sogenannten Trigger können Dunkelheit, Enge und Druck sein. Ihr Baby kann sich zwar nicht mittels Sprache mitteilen, bietet Ihnen aber zahlreiche andere nonverbale Möglichkeiten an, um auf sich aufmerksam zu machen. Sollten sich folgende Anzeichen zeigen, gehen Sie bitte zum Kinderarzt Ihres Vertrauens und lassen Sie Ihr Baby untersuchen:

  • Ihr Baby schreit durchgehend und lässt sich von Ihnen nicht beruhigen. Wenn Ihr Kind mehr als drei Wochen, an drei Tagen mehr als drei Stunden weint und sich weder durch Nahrung noch durch Zuwendung beruhigen lässt, können Sie von einem Trauma bei der Geburt ausgehen.
  • Das Kind zeigt Angst, ist schreckhaft und zittert.
  • Sie spüren Wut und Ohnmacht bei Ihrem Kind. Mütter haben feine Sensoren und erleben das emotionale Empfinden des Babys am eigenen Leib.
  • Ihr Kind zeigt Angst vor der Dunkelheit.
  • Es gibt eine Störung bei der Mutter-Kind-Beziehung. Dies kann sich beim Stillen zeigen. Ihr Kind kann aber auch eine gesteigerte Trennungsangst entwickeln.

 

Was tun, wenn sich bei Ihnen ein Geburtstrauma zeigt?

Nach einem traumatischen Erlebnis ist es wichtig, dass Ihr Wohlbefinden und Ihre Balance wieder hergestellt werden. Lassen Sie sich von erfahrenen Therapeuten in dieser schwierigen Zeit unterstützen, damit Sie neue emotionale und körperliche Kraft schöpfen können. Ihr Baby braucht Sie nach der Geburt mehr denn je. Selbst, wenn das traumatische Erlebnis länger zurückliegt, können Sie sich bei niedergelassenen Therapeuten Unterstützung holen.

  • Sie können mithilfe der Therapie posttraumatische Symptome lindern und behandeln. Die leidvollen Erinnerungen an die Geburt können verarbeitet werden.
  • Geburtstraumen gehen oftmals mit Scham- und Schuldgefühlen einher. Dabei handelt es sich um zwei starke Emotionen, die zu weitreichenden Folgen im Alltag führen können. Holen Sie sich Unterstützung für die Aufarbeitung dieser Gefühle.
  • Nach einem traumatischen Ereignis können sich Gefühle des Versagens in Ihnen ausbreiten. Diese können auch nach der Geburt in den Alltag wirken. Holen Sie sich in einer Therapie Hilfe, um diese Versagensängste und Gefühle aufarbeiten zu können.
  • Der Geburtsstress wirkt lange Zeit nach. Konflikte und Probleme können in der Partnerschaft auftreten. Mit einer systemischen Therapie können Sie das ganze Familiensystem behandeln lassen.
  • Durch den Geburtsstress kann es in Ihrem Alltag zu einer Überforderung kommen. Sie werden immer wieder das Gefühl haben, etwas nicht zu schaffen. Um dieser Überforderung entgegenwirken zu können, ist Therapie unerlässlich.
  • Nutzen Sie Übungen zur Entspannung. Sorgen Sie für Me-Time und tun Sie sich jeden Tag etwas Gutes, das ausschließlich für Sie ist. Sie sind zwar Mutter eines Babys, aber Sie haben auch das Recht sich zu erholen und zu entspannen. Sie werden diese Ruhe und Entspannung brauchen, um neue Kräfte zu sammeln.
  • Traumatische Erlebnisse bei der Geburt können zu einem Wunsch von Distanz zu Ihrem Baby führen. Bearbeiten Sie diese Distanzsehnsucht, denn das Neugeborene ist auf Ihre Zuwendung und liebevolle Beziehung angewiesen.
  • Es gibt Frauen, die durch den Geburtsstress Trennungsängste entwickeln. Um Ihrem Baby eine möglichst gute Entwicklung bieten zu können, sollten Sie sich bei diesen Ängsten professionelle Hilfe holen.
  • Wenn Sie depressive Verstimmung bei sich wahrnehmen, lassen Sie sich von einem Therapeuten unterstützen. Geburtstraumen können sich auf vielfältige Art und Weise zeigen.
  • Nutzen Sie Körperarbeit. Dabei lernen Sie den gesunden Umgang mit sich und Ihrem Körper. Bauen Sie wieder das Vertrauen zu Ihrem Körper auf. Lernen Sie sich wieder zu lieben. Denn so wie Sie sind, sind Sie gut.
  • Probleme beim Stillen können ebenfalls Folge von Geburtstraumen sein. Lassen Sie sich hierbei unterstützen und lernen Sie den gesunden Kontakt mit Ihrem Baby über das Stillen. Dieses beruhigt nicht nur Ihr Kind, sondern auch Sie.

Wie können Sie das Neugeborene nach einem Trauma bei der Geburt begleiten?

Babys kompensieren Geburtstraumen individuell. Es gibt immer wieder Kinder, die zwar ein traumatisches Erlebnis bei der Geburt hatten, dieses aber unbeschadet hinter sich lassen. Andere Kinder wiederum zeigen bereits bei geringen Geburtstraumen Folgeerscheinungen, die zu einer Beeinträchtigung führen können.

In erster Linie sollten Sie Folgendes bedenken:

Die Zeit vor und nach der Geburt trägt maßgeblich für die Verarbeitung eines Geburtstraumes bei. Erlebte das Baby die Schwangerschaft positiv, hatten Sie keinen Stress und wird Ihr Kind von einem liebevollen Umfeld aufgenommen, werden traumatische Erfahrungen gut verarbeitet. Die Heilung nach einem Trauma wird durch eine ruhige, behutsame und sichere Umgebung gefördert.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Baby trotz dieser förderlichen Umstände an der negativen Geburtserfahrung leidet, können Sie zusätzliche Unterstützung anbieten:

  • Bieten Sie Ihrem Baby eine Massage an. Dabei kommen Sie mit dem Neugeborenen in Kontakt.
  • Mit dem Babyheilbad und ruhigen Gesprächen geben Sie Ihrem Kind das Gefühl von Sicherheit und Zuwendung.
  • Die kraniosakrale Osteopathie kann nach negativen Geburtserfahrungen ebenfalls Erfolge mit sich bringen.
  • Wenn diese Unterstützungsangebote keine Veränderung bei Ihrem Baby hervorbringen, sollten Sie sich an die sogenannte Schreibaby-Ambulanz wenden.
  • Therapie gibt es nicht nur für Erwachsene. Kinder- und Jugendtherapeuten haben sich auf dieses Thema spezialisiert und können Sie professionell bei der Bearbeitung eines Geburtstraumas unterstützen.

Holen Sie sich Hilfe. Sie müssen die Folgen eines Geburtstraumas nicht mit sich allein ausmachen. Auch die Familientherapie kann infolge einer traumatischen Erfahrung bei der Geburt helfen. Denn die Folgen eines Traumas betreffen nicht nur Sie und Ihr Kind, sondern die ganze Familie.

Heilpraktikerin für Psychotherapie Kerstin Ullrich

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