EMDR & Brainspotting – Zwei kraftvolle Methoden zur Verarbeitung von Traumata bei Erwachsenen und Kindern

Veröffentlicht am: 2. März 2024

Brainspotting – Zwei kraftvolle Methoden zur Verarbeitung von Traumata bei Erwachsenen und Kindern

Wenn es um die Verarbeitung belastender Erlebnisse geht, stehen mittlerweile verschiedene wirksame Methoden zur Verfügung. Neben EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) hat sich auch Brainspotting (BSP)als tiefgehende Therapiemethode etabliert.

Ich arbeite bereits seit vielen Jahren mit EMDR und habe vor Kurzem Brainspotting in meine Praxis aufgenommen. Besonders spannend ist, dass beide Methoden nicht nur Erwachsenen, sondern auch Kindern und Jugendlichen helfen können, emotionale Blockaden zu lösen und innere Sicherheit zurückzugewinnen.

Doch wo genau liegen die Unterschiede? Welche Methode eignet sich für wen? Und warum können gezielte Augenbewegungen oder Blickrichtungen so kraftvolle Veränderungen bewirken?


Was ist EMDR?

EMDR wurde in den 1980er-Jahren von Dr. Francine Shapiro entwickelt. Die Methode basiert auf der bilateralen Stimulation, meist durch geführte Augenbewegungen, die das Gehirn anregen, belastende Erinnerungen zu verarbeiten.

📌 Kernprinzip von EMDR:

  • Durch Augenbewegungen oder taktile Stimulation wird die Verarbeitung blockierter Erinnerungen im Gehirn angeregt.
  • Dies funktioniert ähnlich wie im REM-Schlaf, wenn unser Gehirn Erlebtes verarbeitet.
  • Die emotionale Ladung der Erinnerung nimmt ab, das Ereignis verliert seinen erschreckenden Charakter.

🔹 EMDR bei Kindern:

  • Da Kinder nicht immer in Worten ausdrücken können, was sie belastet, nutzen wir spielerische Elemente wie Klopfreize oder sanfte Berührungen (Tapping).
  • Mit Kuscheltieren oder Farben lassen sich emotionale Themen für Kinder besser greifbar machen.
  • Viele Kinder empfinden EMDR als „magisch“, weil die belastenden Gedanken nach und nach verschwinden.

Die 8 Phasen von EMDR – Strukturiert und wirksam

EMDR folgt einem wissenschaftlich fundierten 8-Phasen-Modell, das sicherstellt, dass die Verarbeitung der belastenden Erinnerung <strong „=““>systematisch und stabil erfolgt:

1️⃣ Anamnese & Behandlungsplanung

  • Besprechung der individuellen Lebensgeschichte und Identifikation belastender Erinnerungen.
  • Festlegung der Therapieziele.

2️⃣ Stabilisierung & Ressourcenaktivierung

  • Aufbau innerer Stabilität, um mit belastenden Erinnerungen umgehen zu können.
  • Entwicklung von Bewältigungsstrategien, z. B. durch Entspannungstechniken.

3️⃣ Identifikation der Zielerinnerung

  • Auswahl einer belastenden Erinnerung, die bearbeitet werden soll.
  • Erfassung der dazugehörigen Gedanken, Emotionen und Körperreaktionen.

4️⃣ Desensibilisierung durch bilaterale Stimulation

  • Aktivierung der Erinnerung während Augenbewegungen, Klopfen oder auditiver Stimulation.
  • Ziel: Die emotionale Belastung reduziert sich schrittweise.

5️⃣ Verankerung positiver Gedanken

  • Die vorher belastende Erinnerung wird mit neuen, stärkenden Kognitionen verbunden.

6️⃣ Körpertest

  • Überprüfung, ob noch körperliche Anspannung mit der Erinnerung verbunden ist.
  • Falls ja, wird weiter daran gearbeitet.

7️⃣ Abschluss der Sitzung

  • Die Sitzung wird stabilisierend beendet, damit der Klient mit einem ausgeglichenen Gefühl aus der Therapie geht.

8️⃣ Überprüfung & Nachbereitung

  • Reflexion in der nächsten Sitzung: <>Wie zeigt sich die Veränderung im Alltag?
  • Falls notwendig, wird weiter nachjustiert.

Diese strukturierte Vorgehensweise macht EMDR besonders effektiv für <>posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), Ängste, Phobien, Schulängste und Selbstwertprobleme.

Was ist Brainspotting (BSP)?

Brainspotting wurde von Dr. David Grand entwickelt und basiert auf der Entdeckung, dass bestimmte Blickrichtungen unbewusste Erinnerungen und Emotionen aktivieren.

Das Kernprinzip von Brainspotting ist, dass durch das Fixieren eines bestimmten Blickpunkts („Brainspot“) eine tiefe emotionale Verarbeitung angestoßen wird. Anders als bei EMDR wird hier nicht aktiv eine Erinnerung aufgerufen, sondern das Körpergefühl steht im Mittelpunkt. Das Gehirn verarbeitet die Emotionen oft ohne Worte, was besonders hilfreich für Kinder ist.

Kinder finden ihre „Brainspots“ meist intuitiv – sie schauen oft unbewusst an eine bestimmte Stelle, wenn sie über belastende Dinge sprechen. Brainspotting eignet sich besonders für Kinder, die nicht gut über Gefühle sprechen können oder die sehr sensibel auf intensive Emotionen reagieren. Es wird häufig mit Musik, Malen oder Bewegung kombiniert, um einen sanften, spielerischen Zugang zu schaffen.

Unterschiede zwischen EMDR und Brainspotting

EMDR wurde in den 1980er Jahren von Dr. Francine Shapiro entwickelt, während Brainspotting von Dr. David Grand in den 2000er Jahren erfunden wurde.

EMDR arbeitet mit bilateraler Stimulation, also gezielten Augenbewegungen, Klopfreizen oder auditiven Signalen, um Erinnerungen bewusst zu aktivieren und neu zu verarbeiten. Brainspotting hingegen fokussiert sich auf das Fixieren eines bestimmten Blickpunkts (Brainspot), um tiefere, unbewusste Prozesse im Gehirn zu aktivieren.

Während EMDR eine strukturierte 8-Phasen-Therapie mit einem klaren Ablauf ist, ist Brainspotting flexibler und orientiert sich stärker an den individuellen Körperreaktionen des Klienten.

EMDR eignet sich besonders gut für konkrete Traumata, Ängste, Phobien und posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS), da es Erinnerungen gezielt bearbeitet. Brainspotting geht tiefer ins limbische System und ist besonders wirksam bei psychosomatischen Beschwerden, emotionalen Blockaden und unbewussten Ängsten.

Ein weiterer Unterschied besteht in der Verarbeitungsebene: EMDR arbeitet vor allem mit bewussten Erinnerungen und hilft, belastende Erlebnisse zu entkoppeln, während Brainspotting auf einer tieferen, vorbewussten Ebene wirkt, wodurch auch frühkindliche Erfahrungen oder schwer greifbare Emotionen verarbeitet werden können.

Welche Methode ist die richtige für mich oder mein Kind?

Beide Methoden sind wirkungsvoll – die Wahl hängt von individuellen Bedürfnissen ab:

EMDR ist ideal, wenn gezielt an einer belastenden Erinnerung gearbeitet werden soll, z. B. bei Trauma, Ängsten oder Schulphobie.

Brainspotting eignet sich, wenn es um tiefere emotionale Blockaden geht, die schwer in Worte zu fassen sind oder mit körperlichen Symptomen einhergehen.

Gerade bei Kindern nutze ich oft eine Kombination aus beiden Methoden, je nachdem, welche Art der Verarbeitung besser zu ihnen passt.

Beispiel aus der Praxis: Unterschied zwischen EMDR & Brainspotting bei Kindern

💡 Ein 9-jähriger Junge mit Schulangst litt morgens unter starken Bauchschmerzen.

👉 Mit EMDR arbeiteten wir gezielt an seiner Erinnerung an eine Situation, in der er von Mitschülern ausgelacht wurde. Durch Augenbewegungen konnte er die belastende Erfahrung nachträglich verarbeiten und seine Angst nahm ab.

👉 Mit Brainspotting fokussierten wir uns auf sein Bauchgefühl. Durch das Fixieren eines Brainspots erkannte er, dass ihn nicht nur das Lachen der Mitschüler belastete, sondern auch der Druck, immer perfekt sein zu müssen.

Durch die Kombination beider Methoden konnte der Junge seine Schulangst überwinden.

Zwei Methoden, ein Ziel – Emotionale Heilung

Ich arbeite seit vielen Jahren mit EMDR und habe kürzlich Brainspotting ergänzt, weil ich sehe, dass es besonders für tiefgehende, unbewusste Themen eine wunderbare Ergänzung ist.

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Heilpraktikerin für Psychotherapie Kerstin Ullrich

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