Verstehen. Sprechen. Lernen. Konzentrieren. – Wie die Hörverarbeitung unsere Kinder beeinflusst
In meiner Praxis begegne ich immer wieder Kindern, die sich in der Schule schwertun. Sie träumen im Unterricht vor sich hin, sind schnell erschöpft, wirken unkonzentriert, haben Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben – oder zeigen emotionale Überforderungen, die sich in Rückzug oder Gereiztheit äußern.
Nicht selten lautet der erste Verdacht: „Das Kind ist halt nicht motiviert.“ Oder: „Es ist einfach ein bisschen verträumt.“ Vielleicht fällt auch das Wort AD(H)S – manchmal zurecht, oft aber auch vorschnell.
Doch was viele Eltern (und auch Fachkräfte) nicht wissen:
Hinter vielen schulischen Schwierigkeiten steckt eine schwach entwickelte Hörverarbeitung. Und die lässt sich trainieren.
Hören ist nicht gleich Verstehen
Wenn wir über „Hören“ sprechen, meinen wir meistens die Ohren. Doch das, was wir mit unseren Ohren aufnehmen, muss erst einmal im Gehirn verarbeitet werden, bevor wir es verstehen, darauf reagieren oder es abspeichern können.
Ein Kind kann also beim Hörtest völlig unauffällig sein – und dennoch große Schwierigkeiten haben, das Gehörte schnell, klar und strukturiert im Gehirn zu entschlüsseln. Dieses sogenannte auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungssystem ist die unsichtbare Schnittstelle zwischen dem, was wir hören – und dem, was wir verstehen.
Warum gutes Hören für das Lernen so entscheidend ist
Stellen Sie sich bitte folgende Situation vor:
Sie sitzen in einem Seminarraum. Der Vortragende spricht, aber im Hintergrund hören Sie gleichzeitig das Surren eines Beamers, Gespräche von zwei Teilnehmern hinter Ihnen, das Hupen eines Autos von draußen und das Rascheln von Unterlagen. Der Sprecher redet undeutlich und wechselt zwischen Themen, ohne sie gut zu strukturieren.
Wie lange bleiben Sie konzentriert?
Wie viel verstehen Sie wirklich?
Genau so geht es vielen Schulkindern – jeden Tag.
Was passiert, wenn die Hörverarbeitung nicht optimal arbeitet?
Ein Kind mit einer unreifen Hörverarbeitung kann die Stimme der Lehrerin nicht mehr klar von Nebengeräuschen unterscheiden. Es hört zwar alles – aber zu viel gleichzeitig. Es fehlt der „Filter“. Die Folge: Das Gehirn muss viel Energie aufbringen, um überhaupt zu verstehen, was gesagt wurde.
Das ist anstrengend. Und führt über kurz oder lang zu:
- Konzentrationsproblemen
- Schneller Erschöpfung
- Fehler beim Abschreiben oder beim Bearbeiten von Aufgaben
- Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben
- Geringer Motivation („Ich kann das sowieso nicht“)
- Emotionalem Rückzug oder plötzlichen Wutausbrüchen
Warum das oft unerkannt bleibt
In der Schule ist das Sehen gut organisiert: Die Räume sind hell, Schulbücher kontrastreich gestaltet, und Sehschwächen werden früh erkannt und mit Brillen ausgeglichen. Ganz anders sieht es beim Hören aus.
Viele Klassenzimmer haben eine schlechte Akustik. Medieninhalte werden über einfache Lautsprecher abgespielt, Lehrkräfte sprechen teilweise undeutlich – und in der Lehrer:innenausbildung wird das Thema „deutliches Sprechen“ kaum behandelt.
Hinzu kommt:
Standardisierte Hörtests prüfen lediglich, ob das Ohr funktioniert – nicht, wie gut das Gehirn das Gehörte verarbeitet.
So bleibt eine auditive Verarbeitungsproblematik oft jahrelang unerkannt – mit gravierenden Folgen für das Lernen und das emotionale Wohlbefinden eines Kindes.
Die gute Nachricht: Hörverarbeitung kann trainiert werden
Genauso wie ein Musiker lernen kann, feine Klangnuancen zu unterscheiden, kann auch ein Kind lernen, Sprache besser zu entschlüsseln und Störgeräusche auszublenden.
Ein gezieltes Hörtraining – wie etwa die Benaudira-Methode – setzt genau hier an.
Das Kind bekommt individuell abgestimmte Trainingsmusik, die es täglich für rund zehn Minuten hört. Diese Musik ist so aufgebaut, dass sie das Gehirn schrittweise darin unterstützt, wichtige akustische Informationen schneller zu erfassen – und Unwichtiges zu ignorieren.
Eltern berichten nach dem Training häufig, dass ihr Kind:
- sich besser konzentrieren kann
- weniger erschöpft ist
- emotional ausgeglichener wirkt
- wieder mehr Freude am Lernen zeigt
- leichter mit Sprache umgehen kann (z. B. beim Lesen, Schreiben, Verstehen)
Ein neues Fenster öffnet sich – für Kinder, die endlich leichter lernen dürfen
Für viele Kinder ist das gezielte Hörtraining ein Schlüssel zur Entlastung – und ein Türöffner zu mehr Selbstvertrauen, Verständnis und schulischem Erfolg. Es geht nicht um schneller, besser, weiter – sondern darum, dass Kinder endlich auf das zurückgreifen können, was ohnehin schon in ihnen steckt.
Denn jedes Kind möchte verstehen, sprechen, lernen und sich konzentrieren können.
Manche brauchen dafür nur einen anderen Weg – oder ein paar gut platzierte Impulse auf dem Weg zu sich selbst.
Wenn Sie mehr über die Möglichkeiten eines Hörtrainings erfahren möchten, melden Sie sich gern für ein persönliches Beratungsgespräch in meiner Praxis oder nutzen Sie das Kontaktformular. ↓